Erfahrung ist Zukunft

Pressespiegel Deutschland

Erfahrung ist Zukunft – Initiative der Bundesregierung
“58.000 Menschen, so berichtet der Akademische Verein der Senioren in Deutschland (AVDS), sind im Wintersemester 2010 /  2011 für ein Seniorenstudium eingeschrieben. Was sind das für Menschen, welche Ziele haben sie, welche Angebote finden sie an ihren Universitäten vor? Und vor allen Dingen: Warum lohnt es sich auch mit sechzig, siebzig oder mehr Jahren, (noch einmal) im Hörsaal Platz zu nehmen?

Das Seniorenstudium erfreut sich stark wachsender Beliebtheit: Binnen 13 Jahren ist die Zahl der über 50-Jährigen, die einen Teil ihrer Freizeit in Vorlesungen und Seminaren verbringen, um 23.500 angewachsen. 34. 500 Seniorstudenten gab es laut Akademischem Verein der Senioren in Deutschland (AVDS) im Wintersemester 1997 / 1998. Im Wintersemester 2010 / 2011 sind besagte 58.000 Ältere Menschen an deutschen Universitäten eingeschrieben. Vertreten sind alle Altersgruppen, wobei die “jüngeren Älteren” an den meisten Universitäten zu überwiegen scheinen. 66 Jahre gibt beispielsweise die Universität zu Köln als Durchschnittsalter ihrer älteren Studierenden an (Wintersemester 2009  /  2010). Immerhin 16 Gasthörer waren 80 Jahre und älter.

Motive für ein Studium im Alter

Die Motive für ein Studium im Alter können sehr unterschiedlich sein. Professor Dr. Hartmut Meyer-Wolters, an der Universität Köln für die Koordinierung des Seniorenstudiums zuständig, nennt einige: “Es gibt einen Teil von Menschen, die möchten in einem Fach, das sie früher schon studiert haben und das sie beruflich auch ausgeübt haben, noch einen höheren Abschluss erreichen. Das sind diejenigen, die eine Promotion anstreben. Dann gibt es Menschen, die sagen: ‘Ich habe aufgrund meiner Lebensumstände mein eigentliches Neigungsfach nicht studieren können, sondern ich musste etwas machen, um beruflich auf die Füße zu kommen.’ Die wollen im Alter dann das, was sie eigentlich interessiert hat, studieren.” Dass diese Menschen vermutlich eine der größeren Gruppen stellen, legt der Befund von Jochen Schneider vom AVDS nahe: Häufig werden Geisteswissenschaften studiert, vorzugsweise Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte und Germanistik. “Beliebt sind aber auch”, so Schneider, “die sogenannten Orchideenfächer wie Archäologie, Klassische Philologie und Musikwissenschaften.” Auch ein Motiv: Man konnte in der Jugend überhaupt nicht studieren und entschließt sich, das im Alter nachzuholen. Oder man möchte sich auf eine Berufstätigkeit nach der Verrentung vorbereiten. Aber auch ganz andere Gründe können laut Meyer-Wolters für die Entscheidung ausschlaggebend sein, sich für ein Seniorenstudium einzuschreiben: “Es gibt eine Reihe von Leuten, die kommt einfach, um sich auf eine gepflegte und kultivierte und disziplinierte Art zu unterhalten. Für die ist Studium so etwas Ähnliches wie ins Theater gehen.”

Große Unterschiede zwischen den Unis

So groß wie die Zahl deutscher Universitäten, so groß sind auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten für ältere Studierende. Unterschiedlich sind zum Beispiel die Zugangsvoraussetzungen für ein Studium im Alter: Während man etwa für die Zulassung zum “Kontaktstudium für ältere Erwachsene” der Universität Hamburg kein Abitur vorweisen muss, wird für das Seniorenstudium an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität die Hochschulreife verlangt. Manchmal gibt es Altersgrenzen, manchmal nicht. Während man an einigen Hochschulen im Rahmen des Seniorenstudiums keine Abschlüsse erwerben kann, ist dies an anderen möglich. Und schließlich: Auch der Zuschnitt des Angebotes auf ältere Studierende ist von Uni zu Uni sehr unterschiedlich, die Betreuung dieser Studenten ebenfalls. Während ältere Studenten an manchen Universitäten lediglich aus dem “normalen” Vorlesungsverzeichnis auswählen können, gibt es für sie an anderen Hochschulen maßgeschneiderte Programme und Veranstaltungen. So ist es zum Beispiel an der Universität des 3. Lebensalters, einer Bildungsinstitution der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Einen guten Überblick über die infrage kommenden Studienmöglichkeiten an den einzelnen Universitäten bietet der Online-Auftritt der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA). Dort ist beispielsweise eine alphabetisch sortierte Liste der in der BAG WiWA zusammengeschlossenen Bildungseinrichtungen zu  finden. Diese liefert nicht nur Ansprechpartner und entsprechende Telefonnummern und E-Mail-Adressen, sondern verlinkt auch direkt zum jeweiligen Online-Auftritt der Institution.

Lernen ist auch im Alter möglich

Studieren heißt nicht zuletzt Lernen und das wirft die Frage auf, wie es um die Lernfähigkeit älterer Menschen bestellt ist. Professor Dr. Meyer-Wolters bestätigt, dass diese nicht in erster Linie vom Alter abhängt, sondern vom bisherigen Lebensverlauf. Wer durch sein bisheriges Leben, beispielsweise durch seinen Beruf, herausgefordert war, sich mit Neuem zu beschäftigen, verliere die Lernfähigkeit auch in späteren Jahrzehnten nicht. “Hinzu kommt, dass viele Seniorenstudierende auf ein altsprachliches Gymnasium gegangen und deshalb für einige Fächer insbesondere der Philosophischen Fakultät sehr gut vorbereitet sind. Sie können manchmal sogar den Jüngeren beim Studium helfen.”

Nutzen des Seniorenstudiums

Natürlich ist der Nutzen eines Studiums individuell unterschiedlich und hängt nicht zuletzt von der Motivation ab, sich mit sechzig oder mehr Jahren an einer Universität einzuschreiben. Davon abgesehen gibt es aber durchaus grundlegende Dinge, von denen (fast) alle Seniorenstudenten profitieren. Meyer-Wolters: “Man muss Einschränkungen in seinen Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten in Kauf nehmen. Diese wirken sich auf der anderen Seite aber sehr positiv aus. Man hat durch das Studium Ziele nicht nur für den Tag, sondern für das ganze Jahr, die man plant und auf die man sich hinorientieren kann. Und da man sich immer wieder offen auf Neues und andere Menschen einlassen muss, findet auch jenseits des Studiums im engeren Sinne ein sehr umfassender Lern- und Bildungsprozess statt.” Meyer-Wolters’ Eindruck, gewonnen aus zahlreichen Beratungen: Eine gewisse Unsicherheit am Anfang wird relativ schnell, meistens innerhalb eines Semesters, umgewandelt in ein zielstrebiges Mitmachen. Man findet durch das Studium neue Ziele und Perspektiven. Das Leben wird insgesamt zukunftsorientiert und erwartungsfroh gestimmt. “Insofern würde ich sagen: Das Seniorenstudium zahlt sich sogar auf der gesundheitlichen Ebene aus.”

Zum Internet-Artikel der Initiative  Erfahrung ist Zukunft.