Uni sucht Student

Zur Entwicklung der Universitäten und der Bedeutung der Senioren und Gasthörer für die Erhaltung derselben angesichts sinkender Studentenzahlen.

Uni sucht Student

Noch sorgen die doppelten Abiturjahrgänge nach der Einführung des G8 für volle Hörsäle in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt. Aber jenseits der Metropolen zeichnet sich heute schon eine Entwicklung ab, die die Universitäten vor neue Herausforderungen stellt. Betroffen sind gleichermaßen junge wie alterwürdige Universitäten. Ein kleiner Blick auf die deutsche Hochschullandschaft:

Die Universitäten des Nordens

Die Diskussionen um die Zukunft der Universitäten Flensburg, Kiel, Lübeck schlagen seit 2010 hohe Wellen. Im Gespräch sind Fusionen, Herabstufungen zur FH oder gar Universitätsschließungen.

Die Universitäten im Süden

Die jungen Universitäten von Augsburg bis Passau sind nicht nur der damals steigenden Abiturientenzahlen geschuldet, sonder auch den 68er-Studentenunruhen. Um das kritische Potenzial in den Städten nicht weiter anwachsen zu lassen, wurden neue, kleinere und überschaubare Universitäten gegründet. Nach dem Verfliegen der kritischen Geister ist die Blitzableiterfunktion der jungen Universitäten obsolten geworden.

Die Universitäten im Osten

Sinkende Bevölkerungszahlen bedrohen die Existenz der Universitäten in den neuen Ländern. In Cottbus setzt sich eine Initiative für ein Volksbegehren zum Erhalt der Brandenburger Technischen Universität BTU und der Hochschule Lausitz Cottbus/Senftenberg ein. In Potsdam hat die Juristische Fakultät ihre Schließung gerade noch verhindern können.

Die Universitäten im Westen

Besonders die Geisteswissenschaften sind vom Wegfall von Professorenstellen und Vakanzen betroffen. Es wird weggekürzt, was anscheinend nicht in unsere Zeit passt, weil es nicht marktkonform ist. Die Liste der in Tübingen weggefallenen Lehrstühle der Philosophie ist lang. Und nach der Mittelkürzung für die Denkmalpflege in Nordrhein Westfalen steht die Archäologie in ihrer heutigen Bandbreite vor einer ungewissen Zukunft, insbesondere die Vor- und Frühgeschichte.

Die Bedeutung der Studierenden 50plus

Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Altersstufen hat sich gewandelt. Es gibt immer mehr Studierende 50 plus, für die wissenschaftliche Betätigung die richtigen Voraussetzungen bringen. Den Universitäten wird es in wenigen Jahren an geeigneten Studenten mangeln, die Folgen sind Schrumpfung oder Absenkung der Standards in Forschung und Lehre. Doch es wäre ein Frevel an den Kulturleistungen unserer Vorfahren, Wissenschätze nicht mehr zu bergen oder vorhandenes Wissen aufzugeben. Wo Seniorinnen, Senioren und Gasthörer präsent sind, tragen sie ihren Teil dazu bei, die universitäre Bildungslandschaft in Deutschland zu erhalten.

Jochen Schneider für den
AVDS

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